Der Tag der Abreise ist da. Um 9:30 Uhr startete der Zug von einem kleinen, vertrauten Bahnhof im Münsterland: Altenberge. Hier bin ich schon viele, viele Male mit dem Zug auf kleine und große Reisen abgefahren.
Es ist ein kleiner Moment der Aufbruchsstimmung – die Heimat noch einmal kurz im Blick, die Gedanken schon bei den kommenden Abenteuern.


Die Reise führt mich heute zunächst nach Münster. Alles läuft auch direkt wie geplant. Keine besonderen Vorkommnisse. Wenn die Pünktlichkeit hier ein Zeichen ist, dann wird alles perfekt klappen. Alles auf die Minute genau …
Und von Münster geht’s direkt weiter mit der Eurobahn nach Osnabrück.
Vorher noch den etwas seltsam exotischen Sonderzug nach Wittlich anschauen. Da sind schon die ersten Leute morgens um 10 Uhr im Barwagen mit ordentlich Mucke und zwei Theken.

Osnabrück ist ein wirklich interessanter Bahnhof, wo ich auch schon hunderte Male war. Aber immer wieder spannend die richtige Treppe zu finden – heute die von Gleis 2/3 zum Gleis 11/12.
Auf dem Bahnsteig von Gleis 11/12, wo es dann gleich mit dem IC aus Amsterdam kommend nach Berlin weitergeht, gibt es eine kleine Kuriosität: Eine waschechte kleine alte Bahnhofskneipe. Mit Verkauf nach draußen und natürlich auch drinnen. Es gibt das volle Kneipenprogramm mit kleinen Speisen und frisch gezapftem Bier und den Typen, die halt immer in solchen Lokalen rumhängen.

Ab hier geht’s mit dem internationalen ICE (der hier den alten IC von Amsterdam nach Berlin ersetzt hat) weiter nach Spandau an den Berliner Stadtrand. Bekannte Strecke, voller Zug – wie immer auf diesem Weg.

Der ICE ab Osnabrück ist bereits komplett voll besetzt als ich in Osnabrück einsteige, aber dank Platzreservierung kann ich bequem weiterreisen. Diese Verbindung sollte man immer mit Platzreservierung nutzen – das ist die 6 € auf jeden Fall wert.
Hinter Hannover fängt es an zu regnen und die Eisenbahnromantik im Zug ist leicht getrübt. Am Träumen hindert es nicht und am Lesen der mitgebrachten Bücher auch nicht.
Da liegt jetzt der etwas in die Jahre gekommene Reiseführer des Baltikums vor mir. An der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten hat sich wohl kaum was geändert. Da ist höchstens was dazu gekommen. Die Kultur dagegen hat sich bestimmt weniger verändert. Ich werde es ja sehen 🙃

Am frühen Nachmittag erreiche ich dann den Stadtrand von Berlin am Bahnhof Spandau. Von Spandau heute mal am gleichen Bahnsteig weiter mit der Regionalbahn nach Jungfernheide. Das ist deshalb so bedeutsam, da ich a) einen vollen und schweren Koffer habe und b) die Treppen in Spandau an der maximal ungünstigsten Stelle des Bahnsteigs sind nämlich ganz am letzten Ende.
Weiter von hier mit der S-Bahn nach Gesundbrunnen und von dort mit meinem letzten Zug für heute in die Mark Brandenburg.
Jeder Halt unterwegs ist wie ein kleiner Meilenstein der großen Reise – eine Gelegenheit, das Loslassen zu üben. Jeder Kilometer Fahrt eine Gelegenheit, den Rhythmus des Zuges zu spüren und die vorbeiziehende Landschaft in mich aufzunehmen.
Obwohl der erste Tag noch in bekanntem Terrain verläuft, ist die Vorfreude auf das, was danach kommt, schon sehr deutlich spürbar. Berlin ist nur der Auftakt – quasi mein Sprungbrett auf dem Weg ins Baltikum.
Während die Felder des Münsterlands langsam hinter den Fenstern verschwunden sind und Städte nacheinander auftauchen, wächst die Spannung: neue Eindrücke und unbekannte Gesichter auf der fast 520 km langen Strecke. Vom Puls der Großstadt lasse ich mich in der S-Bahn in Berlin kurz erfassen, bevor ich die Hektik hinter mir lasse, um die Ruhe der Mark Brandenburg für ein paar Tage zu genießen.
Es sind diese Momente des Übergangs, die ich am meisten liebe: das leise Klackern der Räder, der besondere Duft von Zugabteilen, das kurze Innehalten an Bahnhöfen.
Hier, in der Mark Brandenburg, werde ich ein paar Tage verweilen, um im Urlaub zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken. Am Montag geht es dann weiter über Neubrandenburg und Stettin nach Warschau – ein weiterer Schritt tiefer hinein in das große Urlaubs-Abenteuer zwischen Ostsee, alten Gassen, vielen Schienen, illustren Zügen, hübschen Bahnhöfen und mittelalterlichen Altstädten, das vor mir liegt.
Die Reise hat begonnen. 🌿
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