Heute geht um 7:05 Ortszeit (nach Zeitumstellung) in aller Herrgottsfrühe die Reise von der litauischen Hauptstadt Vilnius weiter durch Lettland bis in die Hauptstadt von Estland: Tallinn. 788 km Reisestrecke werden es am Abend in Tallinn sein.
Der Bahnhof von Vilnius ist viel kleiner, als Warschau oder Berlin – Litauen ist ja auch kleiner. Ein sehr überschaubarer, gemütlicher und vor allem super sauberer Bahnhof.
Selbst heute am Sonntag Morgen um 6:30 Uhr sund hier Leute unterwegs, als wäre es ein Werktag. Die Kaffee Läden, die es hier genauso gibt wie überall woanders, sind offen und haben ein kleines Frühstück für mich.
Damit kann ich hier in Ruhe warten , bis mein Zug bereitgestellt wird.



Allerdings gibt es auch hier keine Wagenstandanzeiger. Da die Züge – bis auf meinen – auch alle eher nur drei oder vier Wagen haben, ist das auch nicht wirklich notwendig.




Mein Zug ist der gleiche Diesel Triebwagen, wie von Mockava nach Vilnius. Modern und sehr viel Platz. Eindeutig für Fernreisen in Litauen gemacht. Der könnte sicher auch problemlos bis nach Tallinn durchfahren.
Wir verlassen den Bahnhof von Vilnius super pünktlich. Der Gleisbereich ist auch hier außerordentlich gut gepflegt und in top Zustand. Im Bahnhofsvorfeld sind viele, wirklich sehr sehr viele alte Dieselloks abgestellt. Schwere Loks mit zwei 3-achsigen Drehgestellen und alle in Doppeltraktion mit einem Übergang. Habe ich so noch nie irgendwo gesehen.

Langsam wird es hell draußen und es stellt sich der gleich Rhythmus des Bahnfahrens durch die Litauische Landschaft ein, wie auf der Hinfahrt.
Es reist sich bequem und komfortabel in dem relativ neuen Triebwagen. Auch hier wird wieder ein sehr guter Service mit Speisewagen-Versorgung am Platz zu sehr moderaten Preisen gewährleistet.
Inzwischen habe ich auch die online Karte gefunden und kann mir in Ruhe überlegen, ob und was ich später essen möchte. Um 9:20 haben wir bereits Šiauliai erreicht, was ca. ¼ der Strecke entspricht. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Das Überqueren der Grenze nach Lettland war unspektakulär, wie erwartet. Die Signale scheinen mit denen in Litauen identisch zu sein – zumindest optisch. Das einzige Signal, das sich seit Deutschland bis hier nicht wesentlich verändert hat, ist die Sh2-Scheibe. Das Rote Viereck mit weißem Rahmen ziert auch hier, wie schon in Polen und Litauen Tore und unpassierbare Schienenwege. Der Zustand der Strecke ist wie in Litauen sehr gut und wir fahren durch die unveränderte Landschaft mit vielen landwirtschaftlichen Flächen.

Kurz nach 11 Uhr erreichen wir über eine lange Brücke über den Fluss Düna den Hauptbahnhof von Riga. Er ist in original Zustand aus sowjetischer zeit. Aber direkt daneben wird gerade ein neuer Bahnhof in modernem Stil erreichtet.

Der Zug hat in Riga ein paar Minuten Aufenthalt und ein kleiner Spaziergang auf dem Bahnsteig an der frischen Luft ist sehr willkommen nach rund vier Stunden Fahrzeit. Was erst aussieht wie frisch gepflastert ist ein provisorischer Holz-Aufbau auf dem uralten Bahnsteig, der ca. 40 cm tiefer liegt. Überall wird hier an der Bahn Infrastruktur gebaut, die offensichtlich jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Das Bild mit den Holz Bahnsteigen wiederholt sich an weiteren Bahnhöfen noch öfter.

Um 11:20 Uhr geht es pünktlich weiter in Richtung Valga, dem ersten Bahnhof direkt hinter der estnischen Grenze, wo alle Reisenden des ziemlich gut besetzten Zuges, die auch nach Tallin wollen, dann in einen Elron Zug der estnischen Bahn umsteigen müssen.

Auf der Strecke von Riga nach Valga wird der Zug von der Estnischen Bahngesellschaft Vivi betrieben. Deren schwarz-gelbe elektrische Triebwagen von Skoda stehen hier überall rum.
Die Zugbegleiterin „verkauft“ jedem Reisenden mit einem internationalen Ticket ein 0 € Ticket für den von Vivi betriebene Teil der Strecke von Riga nach Valga. Ich denke, so kommt die Gesellschaft an ihren Teil der Fahrkarten Einnahmen.
Ansonsten verändert sich die Landschaft bis Valga kaum.



Der Umstieg in Valga ist unspektakulär. Der orangefarbene Stadler Flirt der estnischen Bahngesellschaft ELRON wartet schon am Bahnsteig. Beide Züge haben drei Wagen – insofern sollten wohl alle Leute reinpassen, die auch im LTG Zug waren. Noch vor der Abfahrt werden die Tickets kontrolliert.





Die Landschaft in Estland sieht aus wie ein Wechsel aus Mooren, Wäldern und bisher wenig Landwirtschaft.
Die Bahnhöfe an der Strecke – egal ob wir halten oder nicht – sind alle sehr schön modernisiert und top in Schuss. Hier auch eindeutig schon richtig herbstlich bunt. Der Zug wird eindeutig auch umfangreich von lokal und regional Reisenden genutzt. Immer wieder bunte Wechsel.

Nur direkt an den Bahnhöfen ist auch irgendwie ein klein wenig Mobilfunk Empfang – da nützt auch das WLAN nichts, das ja das gleiche Funknetz benutzt Da schimpfe nochmal einer über WLAN in Zügen in Deutschland 😊
In Tartu begegnen wir dem Gegenzug und das Zugpersonal wechselt. Und natürlich wird das Ticket nochmal kontrolliert. Ich glaube zum fünften oder sechsten mal heute. Alle haben hier nur RFID Karten mit den Tickets drauf. Und laut Webseite kann man jedes Ticket auf irgendeine RFID Karte laden – muss nur mit dem Funkstandard kompatibel sein. Man personalisiert das, indem man die Seriennummer der eignen Karte auf der Webseite mit dem persönlichen Account verbindet.
Pünktlich um 17:53 sind wir nach über 10 Stunden in Tallinn angekommen.

Mit der Straßenbahn Nr 2 vom Hauptbahnhof zur Haltestelle Mere Puieste und dann noch ein paar Minuten zum Hotel laufen. Auf den ersten Blick alles sehr schön hier und nochmal einige Grad kälter als Vilnius. Und da es den ganzen Tag ja nicht geregnet hat, tut es das eben jetzt.
Fahrplan
| Vilnius | ab | 7:05 | 889 874 | Vilnius – Riga 889 Riga – Valga 874 Wagen 2 Platz 72 |
| Valga | an | 13:51 | ||
| ab | 14:10 | 19 | Gleicher Bahnsteig gegenüber Zug wartet | |
| Tallinn | an | 17:53 |
Reiseroute
Selbst hier kann der DB Navigator die Steecke in der Karte darstellen:

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