Abfahrt in der Mark Brandenburg!
Kaum auszuhalten, diese kribbelnde Vorfreude – irgendwo zwischen „Ich kann’s nicht mehr abwarten!“ und „Hoffentlich hab ich nichts vergessen!“.
Heute führt mich die Reise von der Mark Brandenburg weiter über Neubrandenburg und Stettin nach Warschau. Man könnte natürlich auch direkt von Berlin aus fahren, aber gerade gibt es ausgerechnet auf dieser Strecke Baustellen und Schienenersatzverkehr. Und da ich nun einmal die Bahn liebe und den Bus meiden möchte, nehme ich den kleinen Umweg mit einem Lächeln in Kauf.
Der erste Zug nach Neubrandenburg glänzt gleich mit 5 Minuten Verspätung. Mal sehen, ob es mit dem Umstieg in zwei Minuten am gleichen Bahnsteig gegenüber klappen wird.

Der Weg selbst – heute satte 696 km Bahnstrecke – wird zum Ziel.
So wird der DB rote RegionalExpress mich auf der ersten Etappe nun erstmal bis nach Neubrandenburg bringen. Gut besetzt und mit ein paar Minuten Verspätung. Viele Reisende haben Fahrräder, Roller oder so wie ich einen großen Koffer dabei. Da ist selbst der große Mehrzweckbereich gut ausgelastet.

In Neustrelitz verlassen schon etliche Reisende den Bereich des Zuges und ich habe ab hier dann auch einen Sitzplatz. Jetzt bleibt nur der Anschluss in Neubrandenburg spannend – sonst heißt es eine Stunde warten auf den nächsten Zug nach Stettin. Während ich sowieso nichts anderes tun kann, genieße ich die ruhige Fahrt durch die Mecklenburgische Landschaft bei schönem Sonnenschein.
Das Glück ist mir hold und so erreiche ich in Neubrandenburg den mini kleinen einteiligen Triebwagen der Baureihe 623 von DB Regio Nordost nach Stettin. Pickepackevoll bekomme ich auch hier in der „Stadttore Linie RE4“ gerade noch so einen der letzten Sitzplätze. Kann also ganz entspannt weitergehen in Richtung der polnischen Grenze. Am ersten Haltepunkt in Polen „Szczecin Gumience“ steigen polnische Grenzbeamte ein und kontrollieren sehr unspektakulär und zügig die Ausweise der Reisenden im gut besetzten Zug.

Stettin – polnisch Szczecin – erreiche ich fast pünktlich um 15:01 Uhr am Bahnhof Glowna „Hauptbahnhof“ und kann mir im Bahnhof noch in aller Ruhe einen ersten polnischen Kaffee holen, der sich durch nichts von dem in Deutschland unterscheidet. Warum auch. Einfach lecker und kostet mit 18,25 sl (4,31 €) genauso viel, wie an jedem deutschen Bahnhof. Mit 40 Minuten Umsteigezeit kann ich mir den Bahnhof noch ein wenig anschauen und begebe mich in aller Ruhe auf meinen Bahnsteig, um auf den polnischen EIC (Express Intercity) nach Warschau zu warten, der hier anfängt.

Kaum ist der Zug eingefahren – pünktlich auf die Minute bereitgestellt – stehe ich natürlich im falschen Bahnsteigbereich – so etwas wie Wagenstandanzeiger gibt es hier nicht, weder am Bahnsteig, noch auf den elektronischen Anzeigen oder in den Apps der PKP, obwohl am Bahnsteig je Gleis eine Beschilderung mit Abschnitten von A bis D vorhanden ist, ähnlich wie bei uns. Ich bin schon froh, dass ich auf der polnischen Webseite „Rozklad-PKP“ (Zeitplan PKP) das richtige Abfahrtgleis gefunden habe, denn der DB Navigator schweigt sich dazu aus. In Polen sind die Züge nach Bahnsteig und Gleis – I/4 – im Fahrplan angegeben, also muss man an sich nur den richtigen Bahnsteig – in meinen Fall I – und dann dort das richtige Gleis – hier 4 – finden.


Ich stehe in einem modernen Intercity Wagen mit der klassischen Sitznummerierung von Eisenbahnwagen, die man überall auf der Welt findet. Bequeme Sitze, hell beleuchtet, angenehm klimatisiert – nur leider funktioniert das WLAN nicht. Warum auch immer kann man sich zwar mit dem WLAN verbinden, bekommt aber keine Verbindung „nach draußen“. Sowas wie ein „ICEportal“ gibt es nicht.

Kurz nach der Abfahrt geht eine Mitarbeiterin der Bahn durch den Wagen und verteilt kostenlose Wasserflaschen. Auf der 590 km und 4,5 Stunden langen Reise nach Warschau ein sehr willkommener kleiner Luxus. Später kommt sie mit einem kleinen Rollwagen mit Kaffee und diversen Süßigkeiten und Kaltgetränken, so wie es früher in Deutschland auch mal war. Das ist dann natürlich nicht mehr im Preis enthalten.
Die polnische Landschaft zieht schnell vorbei. Unsere Reisegeschwindigkeit wird mal mit 150, mal mit 155 und mal mit 158 km/h auf dem Display im Wagen angezeigt. Die Sonne steht herbstlich tief am Himmel und scheint mir freundlich ins Gesicht. Wunderbare Entspannung nach der kurzen Hektik der Anreise nach Stettin.

Die Gleise sind perfekt verlegt, die Fahrt ist sehr ruhig und wirklich angenehm und entspannend. Die Ansagen im Zug sind ausschließlich auf polnisch und man bekommt nur einzelne identifizierbare Wörter mit, wie z.B. „Intercity“. Auch die Anzeigen im Wagen sind auf polnisch und insofern nicht ganz so leicht zu verstehen. Ich übersetze mit ein paar Fotos die Texte für mich und es ist nichts spektakuläres dabei. Die auch in Deutschland üblichen Anzeigen, etwas Werbung und der weitere Fahrplan mit Bahnhöfen und Ankunfts- bzw. Abfahrtszeiten ist sowieso eindeutig und einfach zu verstehen.
In Poznan Glowny (Posen Hauptbahnhof) wird der Zug zu bester Feierabendzeit proppenvoll. Die Menschen sind aber freundlich und rücksichtsvoll und verteilen sich einfach in dem langen Zug. Die Abfahrt dauert ungewöhnlich lange. Erklärung: wir wechseln die Fahrtrichtung. Kommt bei den besten Eisenbahnen vor 😉
Draußen ist es inzwischen schon dunkel und wir fahren von Poznan ohne weiteren Halt die letzten Stunden nach Warschau. Während der Fahrt kaufe ich in der ÖPNV App „Jakdojade“ schonmal für ganze 36 PLN (8,50 €) ein 72 Stunden Ticket für den ÖPNV in Warschau. Zum Bezahlen muss man in den Account erstmal 36 PLN via Apple Pay aufladen, um damit dann direkt das Ticket zu bezahlen. Drei Tage Bus und Bahn in Warschau fahre ich also jetzt zum Gegenwert von zwei Bechern Kaffee ☕️


Vom Zentralbahnhof geht’s erstmal weiter mit dem Vorortzug WKD „Warszawska Kolej Dojazdowa“ Linie A1 eine Station nach Ochota wo mein Hotel ist. Kurze Suche im Zug nach dem QR Code den man scannen muss, um das digitale Ticket zu aktivieren. Aber der ist einfach direkt über der Einstiegstür auf der gegenüberliegenden Seite der Bahn.

Die Gegend „Ochota“ ist etwas spooky, aber das Hotel „Premiere Classe Warszawa Centrum“ in zwei Minuten von der Bahn erreicht. Checkin bei dem sehr freundlichen und gut englisch sprechenden Personal an der Rezeption völlig problemlos und das Zimmer ist einfach aber tip top sauber und relativ neu renoviert.
Jetzt noch schnell ein Abendessen organisieren und dann ist für heute Feierabend ✨
Zumindest an den Tagen der Fahrt – wenn ich im Zug sitze, so wie heute im polnischen EIC, den Kaffee im wackelnden Becher balanciere und die Landschaft an mir vorbeiziehen sehe – frage ich mich, ob sie wirklich so schön ist oder ob es nur der besondere Reisemodus im Kopf ist. Felder, Seen und Wälder verschwimmen wie Aquarelle, während der Zug leise durch Polen gleitet, und jedes kleine Detail wird Teil dieses einzigartigen Moments des Unterwegsseins. Das Abenteuer nimmt seinen Lauf und ich sitze voller Freude, Genuss und Entspannung mitten drin. 🚆✨
Der Fahrplan:
| Löwenberg (Mark) | ab | 12:26 | RE 5 (3510) | Gleis 1 | 
| Neubrandenburg | an | 13:29 | Gleis 1 | |
| ab | 13:33 | RE 4 (5359) | Gleis 2 | |
| Szczecin Glowny | an | 14:55 | Gleis I/3 | |
| ab | 15:41 | EIC 8104 | Gleis I/4 Wagen 14 Platz 45 | |
| Warszawa Centralna | an | 19:59 | Gleis I/7 | 
Die Reiseroute:

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